Zielsetzung und Schwerpunkte der Wehrtechnischen Studiensammlung
Die Wehrtechnische Studiensammlung (WTS) war bis Ende September 2012 organisatorisch dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in Koblenz, zugeordnet. Seit dem 1. Oktober 2012 ist sie ein Referat im neu aufgestellten Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mit Sitz in Koblenz.
Ziel der WTS ist es, die Exponate der Sammlung so weit wie möglich funktionsfähig zu erhalten und ferner die Möglichkeit des Zugangs durch die Öffentlichkeit weiter sicherzustellen. Dies ist der deutlichste Unterschied zu Exponaten eines Museums. Alle vorhandenen Waffen und Waffensysteme sind nicht demilitarisiert.
Dienstliche Kernaufgaben der Wehrtechnischen Studiensammlung sind u.a.:
- Firmenarchiv BAAINBw und wehrtechnisches Dokumentationsarsenal mit funktionalen Demonstratoren
- Beteiligung an der Ausbildung der Mitarbeiter/-innen des Rüstungsbereiches der Bundeswehr
- Unterstützung der Bundeswehr bei der vorbereitenden Ausbildung für Auslandseinsätze und Einsätze zur internationalen Rüstungskontrolle
- Bereitstellung von Fachexpertise für andere Ressorts der Bundesregierung.
- Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft Militärgeschichtlicher Museen und Sammlungen
Da sich der Schwerpunkt der Sammlung auf die Heerestechnik bezieht, sind nur wenige Exponate aus dem Bereich Luftwaffe und Marine ausgestellt. Bei den in der großen Halle ausgestellten Exponaten der Heerestechnik reicht die Palette vom französischen Panzer Renault FT 17, der gegen Ende des 1. Weltkriegs entwickelt wurde, über Kettenfahrzeuge wie einem Schnittmodell Kampfpanzer Leopard 1 bis zu Prototypen und Vorserienmodelle der Bundeswehr (SPZ Marder 2) bzw. Nato (Kampfpanzer 70). Radfahrzeuge sind ebenfalls in einer beträchtlichen Anzahl vertreten. Vom VW Kübel über den von Porsche konstruierten Schwimmwagen bis hin zum gepanzerten Versuchsfahrzeug auf Basis VW Touareg und einem Prototypen des Transportpanzer Boxer gibt es viel zu sehen. Ebenso finden Sie hier zahlreiche Artilleriegeschütze und Flugabwehrkanonen.
Im Hauptgebäude beginnt der Rundgang im Erdgeschoss mit einem Einblick in die Entwicklung von Verschlüssen verschiedener Geschütze. Im nächsten Stockwerk wird die Entwicklung der persönlichen Ausstattung des Soldaten gezeigt. Von der bunten Montur bis zur aktuellen Flecktarnausstattung der Bundeswehr ist vieles vorhanden. Manch einen wird es beim Anblick der Filzlaus noch immer jucken. Auch die Entwicklung der Schutzausrüstung des Soldaten von der Pickelhaube bis zum Gefechtshelm aus Kevlar kann hier nachvollzogen werden. Nachtziel- und Nachtsichtgeräte aller Entwicklungsstufen sind ebenfalls ausgestellt.
Nebenan finden Sie die Vitrinen mit den Entwicklungen von Gewehrgranatgeräten und Granatwerfern. Die Abteilung Maschinengewehre liefert einen nahezu kompletten Überblick über weltweit eingeführte Maschinenwaffen. Die Vielfalt der ausgestellten Handfeuerwaffen ist enorm. Es gibt mit Sicherheit kaum eine andere öffentlich zugängliche Ausstellung, die in dieser Beziehung mithalten kann. Schon die Abteilung Scharfschützengewehre, in einem eigenen Bereich zusammengefasst, ist ein Besuch wert. Diverse Prototypen und Vorserienmodelle von deutschen und internationalen Selbstladegewehren fehlen eben so wenig, wie die seltene Walther Volkspistole.
Keine andere öffentlich zugängliche Ausstellung in Deutschland verfügt über eine so weit gestreute Übersicht über deutsches und internationales Heeresgerät und Infanterieausrüstung. Weitere Exponate an Großgerät sind aus Platzgründen zurzeit in Außenlagern deponiert.
Sammlungs- und Ausstellungsschwerpunkte sind:
- Handfeuer- und Maschinenwaffen
- Artillerietechnik
- Munition
- Flugkörpertechnik
- Panzerabwehrwaffen
- Rad- und Kettenfahrzeuge, Pioniertechnik
- Luftfahrzeug- und Marinetechnik
- Fernmelde-, Elektronik- und optisches Gerät
- persönliche Bekleidung und Ausrüstung
Seit 2001 nimmt die Wehrtechnische Studiensammlung mit großem Besucherandrang an der Koblenzer Langen Nacht der Museen teil.
Besonders hervorzuheben ist die Funktion der WTS als Bestandteil der Ausbildung des Ingenieurnachwuchses des BAAINBw und seiner Dienststellen für die Entwicklung neuen Wehrmaterials. Viele ausgebildete Wehringenieure halten bis heute Kontakt zur WTS. Auch für die NATO-Partner, internationale Einrichtungen und einige Hochschulen ist die WTS von Bedeutung, da die wehrtechnische und militärwissenschaftliche Fachbibliothek mit ihren 18.000 Bänden und mehr als 70.000 technischen Dienstvorschriften eine weithin einmalige Einrichtung darstellt, die Wissenschaftlern und Examenskandidaten zur Verfügung steht und von mehr als 600 verschiedenen Nutzern jährlich in Anspruch genommen wird. All diese Dokumente sind, soweit nicht als Verschlusssache deklariert, nach Anmeldung und Verfügbarkeit einzusehen. Die Einzigartigkeit besteht im gleichzeitigen Vorhandensein von Hardware (Exponaten), Software (technische Vorschriften, Herstellerunterlagen, Fachliteratur usw.) und fachlicher Kompetenz der Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter.
Die WTS unterstützt seit Jahren viele Einheiten, die sich auf Auslandseinsätze im Kosovo, Afghanistan, Mali und anderswo vorbereiten, indem sie Fremdwaffen und inerte Munitionsteile zum Zwecke der Ausbildung und Schulung als Ausbildungssätze kurzfristig zur Verfügung stellt. All diese Funktionen und Serviceleistungen haben den sehr guten Ruf der WTS in Koblenz begründet und tragen auch zu einem positiven und fachlich fundierten Bild der Bundeswehr bei.
Neben diesen vielen Serviceleistungen ist die WTS somit das materielle technische Gedächtnis des Rüstungsbereichs und verfügt über zahlreiche Entwicklungsmuster und Prototypen aus dem gesamten Spektrum der Wehrtechnik.