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MG 120 (r) – Das leichte Maschinengewehr – Russisches Modell Degtjarjow DP 28

Das leichte MG Degjarjow DP 1928 wurde im Jahre 1928 in die sowjetische Armee eingeführt. Es ist eine zuschießende mit einem Stützklappenverschluss ausgestattete Waffe. Die Zuführung erfolgt aus einem 47 Patronen des Kalibers 7,62 x 54R (7,62 Nagant) fassendem Tellermagazin. Die Waffe schießt nur Dauerfeuer. Versionen zur Flugzeugbewaffnung und als Panzer-MG mit erhöhter Magazinkapazität von 63 Patronen wurden ab 1930 eingeführt. Das Panzer-MG konnte für den Infanterieeinsatz umgerüstet werden.


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Diese Waffen wurden als Beutewaffen während des zweiten Weltkrieges bei der deutschen Wehrmacht in Originalkaliber und abgeändert auf die deutsche Patrone eingesetzt. Die Anzahl der erbeuteten Stücke war so groß, dass dafür, wie für andere russische Waffen auch, die entsprechende Vorschrift erlassen wurde.

Den ersten Hinweis finden wir in der Vorschrift D 50/2 "Kennblätter fremden Geräts" Heft 2 Maschinengewehre:


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Leider finden sich auch in dieser Vorschrift keinerlei Hinweise auf eine Kennzeichnung dieser Waffen als deutsches Beutegut. Dies bestätigt einmal mehr die Annahme, dass es eine vorschriftsmäßige Kennzeichnung von Beutewaffen als deutsches Eigentum in der Zeit zwischen 1939 und 1945 nicht gab. Eine Ausnahme bilden diejenigen Waffen, die auf die deutschen Patronen abgeändert wurden. Hierzu lesen wir im "Heerestechnischen Verordnungsblatt" von 1944 folgende Anweisung.


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Zwei dieser geänderten Waffen befinden sich im Bestand der WTS. Sie sind in unterschiedlicher Weise auf das deutsche Kaliber 8 x 57 IS umgerüstet. Dies macht sie zu ausgesprochenen Raritäten. Diese beiden Waffen sind im Gegensatz zu den im Originalkaliber in Gebrauch genommen Beutewaffen mit eindeutigen und dem Verordnungsblatt entsprechenden vorschriftsmäßigen Kennzeichen versehen. Eine amtliche Anweisung, welche Bauteile geändert oder erneuert werden mussten, ist bisher nicht bekannt. Aber anhand der beiden vorliegenden Waffen können die Änderungen, soweit äußerlich ersichtlich, nachvollzogen werden. Es kann daher festgestellt werden, dass es mindestens zwei unterschiedliche Methoden der Aptierung gab. Aufgrund der im Einzelnen unterschiedlichen Umbaumaßnahmen ergibt sich die Vermutung, dass die eine Waffe in einer Waffenmeister Werkstatt hinter der Front umgerüstet und die Andere hingegen fabrikmäßig auf die deutsche Patrone umgebaut wurde.

Änderungen waren an den Baugruppen Lauf, Verschluss und Magazin durchzuführen. Durch die ähnliche Ballistik der deutschen und russischen Patronen, konnte die Visierung unverändert beibehalten werden. Die großen Unterschiede der Munition liegen in der Hülsenlänge, damit auch in der Gesamtlänge und dem größeren Patronenboden der russischen Randpatrone. Diese Unterschiede bedingen Änderungen am Verschluss betreffend den Stoßboden und den Auszieher. Der Lauf mit Patronenlager musste an die deutsche Patrone angepasst werden. Das Tellermagazin konnte ebenfalls an die knapp fünf Millimeter längere Patrone angepasst werden. Eine Kennzeichnung dieser geänderten Magazine mit "SS" ist wahrscheinlich. Leider sind bei beiden Waffen keine passenden Magazine mehr vorhanden.


Beschreibung der Waffen
Schon der erste Blick auf den Zustand zeigt, dass dieses MG im Einsatz war. Die Waffe ist in allen vorhandenen Teilen nummerngleich. Es fehlen das Magazin und das Zweibein.


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Derjenige, der diese Waffe umbaute hat sich im Bezug auf die Kennzeichnung nicht genau an die Anweisung gehalten und zwei unterschiedliche große Schlagstempel zur Markierung eingeschlagen. Möglicherweise leitete ihn der Gedanke an die Bezeichnung "schweres Spitzgeschoss".


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Die Änderung des Stoßbodens am Verschlusskopf erfolgte durch eine ca. 2 mm tiefe Ausfräsung im Durchmesser des Patronenbodens der deutschen Patrone. Ein neuer Auszieher mit einer längeren Auszieherkralle wurde eingebaut. Die Änderungen sind in den beiden Bildern gut zu erkennen.


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Geänderter Verschluss

Originaler Verschluss


Der aufwändigste Teil der Änderung betrifft das Patronenlager. Hier ging man bei dieser Waffe einen besonderen Weg. Um die reichlich vorhandenen Läufe nutzen zu können, bohrte man das vorhandene Patronenlager aus und schraubte ein neues Patronenlager für die S-Patrone ein. Inwieweit der Übergangskonus und das Zug/Feldprofile angepasst wurden, konnte aus zeit- und personalbedingten Gründen noch nicht geprüft werden. Es ist aber davon auszugehen, dass der Übergangskonus verlängert wurde, um dem Geschoss die Verformung in dem engeren Lauf zu erleichtern. Ähnlich verführ man während des 1. Weltkrieges in Österreich bei der Aptierung erbeutete Mosin-Nagant Gewehre auf die österreichische Patrone M 93.

Zwar hatte diese Art der Nutzung einen wesentlich höheren Laufverschleiß zur Folge, aber ansonsten wäre die Aptierung der Waffen nur in den entsprechenden Waffenfabriken möglich gewesen, denn in den Waffenwerkstätten hinter der Front standen sicher keine Laufziehbänke zu Verfügung.


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Geänderter Lauf

Originallauf


In dieser Aufnahme ist der letzte Gewindegang sehr gut zu sehen.


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Nach der Änderung wurde diese Waffe ordnungsgemäß neu beschossen und auf dem Lauf und dem Gehäuse wurde je ein Beschussstempel eingeschlagen.


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Das andere MG 120 (r) wurde fabrikmäßig überarbeitet und erhielt dabei einen neuen Lauf im Kaliber 8 x 57 IS. Dieser Lauf trägt den Herstellercode "dfb" und darunter "cz". Der Code "dfb" steht für die Gustloff - Werke in Suhl. Die Bedeutung des "cz" konnte ich bisher noch nicht klären. Der Lauf und ds Gehäuse tragen weder eine WaA Abnahme noch einen Beschussstempel.


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Der neue Lauf mit Blick ins Patronenlager:


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Die Waffe wurde komplett überarbeitet und neu brüniert, kam aber nicht vermutlich nicht mehr an die Front. Hier entspricht die Kennzeichnung den Vorgaben des Verordnungsblattes.


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Am Verschluss fehlt der Auszieher. Dieser könnte bei dem Versuch eine Nagant Patrone zu laden abgebrochen sein.


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Am Tellermagazin musste die Form des Zuführers für die längere deutsche Patrone geändert werden. Gezeigt wird ein unverändertes Originalmagazin. Magazin im entleerten Zustand. Zu sehen ist der patronenförmige Zubringer.


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Hier mit einer Nagant Patrone und einer deutschen Patronen zum Vergleich:


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Beutesammelstelle, links ein DP 28:


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Waffe zur Fliegerabwehr auf behelfsmäßigem Dreibein.

Lauf und Magazin ragen über die Deckung.


Hier ein Panzer-MG DT 29 in Erdkampfausführung:


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Ausschnitt aus dem oberen Bild:


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Autor: Helmut Bindl

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