Special exhibition: Schnellboote in deutschen Marinen
Ausstellungsplakat
Erstmals präsentiert die WTS eine besondere marinespezifische Thematik. Die Ausstellung befasst sich mit der Entwicklung der Schnellbootwaffe, die 1916 begann und die - nach heutiger Planung - zumindest in Deutschland im Jahre 2016 beendet sein wird.
Es handelt sich um die Übernahme einer Wanderausstellung des Deutschen Marinemuseums in Wilhelmshaven, mit dem seit Jahren gute Kontakte bestehen, und des Fördervereins Museumsschnellboot e. V. und läuft noch bis 02. Februar 2014.
Die Ausstellung zeigt anhand von Texten, Fotos sowie mit vielen Modellen und weiterem marinespezifischen Gerätschaften die zahlreichen Typen, die in den deutschen Marinen ihren Dienst taten. Die Organisation, die Einsatzgebiete und technische Aspekte der Schnellbootwaffe werden hier ebenso thematisiert wie einige bedeutende Persönlichkeiten, darunter Großadmiral Tirpitz, Kapitän zur See Walter Lohmann oder der spätere Befehlshaber unserer Flotte, Hans-Helmut Klose.
Dokumentation im Bereich der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine und der Kriegsmarine.
Während des Ersten Weltkriegs, 1916, entstand der Vorläufer der Schnellboote. Es handelte sich um ein für den Einsatz vor der Küste Flanderns entwickeltes schnelles, kleines Motorboot, von dem bei der Kaiserlichen Marine bis 1918 21 Einheiten in Dienst gestellt wurden. Es erhielt die Bezeichnung "LM-Boot"; dies steht für Luftschiffmotor-Boot und weist darauf hin, dass man auf Motoren aus dem Zeppelinbau zurückgriff, weil keine anderen Antriebe mit ausreichender Leistung vorhanden waren, um die Boote auf eine Geschwindigkeit von ca. 30 Knoten zu bringen.
Ab 1923 ließ der Leiter der Seetransportabteilung der Reichsmarine, Walter Lohmann, Planungen für Weiterentwicklungen der schnellen Motor-Torpedoboote vornehmen, die wegen des Versailler Vertrags noch mit Tarnbezeichnungen versehen waren.1929 wurde der Ostseesperrverband eingerichtet, in dem auch vier der neuen Versuchsboote liefen. Dabei zeigte der Typ des Rundspant-Verdrängungsboots die besten Seeeigenschaften. Diese Erkenntnisse flossen ein in die Konstruktion des ersten direkt an die Reichsmarine gelieferten Bootes durch die Lürssen-Werft. Im März 1932 erhielt dieses Boot die Bezeichnung S 1, und "Schnellboot“ wurde zur offiziellen Typbezeichnung. Ab S 6 ein Jahr später übernahm dann statt deines Ottomotors der zuverlässigere und sparsame Dieselmotor den Antrieb der Schnellboote.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs waren die vorhanden 15 Schnellboote in zwei Flottillen organisiert. Bis 1945 ließ die Kriegsmarine 216 weitere Boote bauen. Die Einsatzgebiete der Schnellboote waren vor allem die Randmeere: Englischer Kanal, Nordmeer, Ostsee, Mittelmeer und Schwarzes Meer. 140 Boote gingen verloren. Von den 7500 Offizieren und Mannschaften der Schnellbootwaffe fielen über 750 Soldaten, 600 Mann erlitten Verletzungen und 300 gerieten in Kriegsgefangenschaft.
An technischen Neuerungen während dieses Zeitraums sind hier zu nennen die Einführung des MB 501 – Dieselmotors im Jahre 1938, der mit seinen Nachfolgemodellen zum Standardmotor deutscher Schnellboote wurde und ihnen eine Geschwindigkeit von fast 40 Knoten verlieh. Infolge der gewachsenen Bedrohung durch Luftangriffe erhielten die Boote eine Verstärkung der Flak-Bewaffnung und ab 1943 mit S 100 eine gepanzerte Kalottenbrücke. 1944 kamen auf den Neubauten zwei zusätzliche Torpedorohre auf dem Achterschiff zum Einbau.
Der bereits erwähnte Kapitän Hans-Helmut Klose war maßgeblich beim Aufbau der Schnellbootwaffe der Bundesmarine beteiligt. Nach dem Krieg war er zunächst für die Royal Navy und in Kooperation mit dem britischen Geheimdienst M I 6 in geheimer Mission ab 1948 auf Schnellbooten auf der Ostsee unterwegs. Die Schnellbootgruppe Klose bildete unter der Tarnbezeichnung "British Baltic Fishery Protection Service" 1956 den Grundstock für die Schnellbootflottille der Bundesmarine. Im April 1956 betraute die Marineführung Klose mit der Aufstellung des Schnellbootlehrgeschwaders.
Die ersten Schnellboote gab die Bundesrepublik bereits 1952 bei der Lürssen-Werft in Auftrag. Sie waren ursprünglich für den Bundesgrenzschutz (See) vorgesehen. Mit drei weiteren Neubauten bildete diese Silbermöve-Klasse (Klasse 149) den Grundstock für das 1. Schnellbootgeschwader. Artilleriebewaffnung und Torpedorohre erhielten die S-Boote allerdings erst in den Jahren 1957 und 1958.
Bis 1963 wuchs die Zahl der Schnellboote auf 40 Einheiten an. Die sich hauptsächlich durch den Hersteller ihres Antriebs, nämlich Daimler-Benz oder Maybach, unterscheidenden Boote der Klassen 140 (Jaguar), 141 (Seeadler) und 142 (Zobel) waren einheitlich mit vier Torpedorohren und zwei 40-mm-Bofors-Geschützen bewaffnet. Eine Kampwertsteigerung erfuhren die drei Klassen ab 1969 durch drahtgelenkte Torpedos und die Feuerleitanlage M 20.
Mit den 1976/77 neu in Dienst gestellten zehn Einheiten der Albatros-Klasse (Klasse 143) zieht bei der Schnellbootwaffe eine Operationszentrale mit dem "automatisierten Gefechts- und Informationssystem für Schnellboote" (AGIS) ein. Die Bewaffnung bestand aus Torpedos, Flugkörpern MM 38 "Exocet" sowie zwei 76-mm-Geschützen.
Bis heute in der Nutzung befindet sich die weiterentwickelte Klasse 143 A(lpha), von der die Marine zwischen 1982 und 1984 zehn Einheiten erhielt. In den 1990er Jahren wurde für diese Gepard-Klasse auch das moderne Flugabwehrraketensystem RAM nachgerüstet.
Schließlich fuhr die Bundesmarine bzw. Deutsche Marine beim 3. und 5. Schnellbootgeschwader zwischen 1972 und 2002 noch je zehn Einheiten des französischen Typs "Le Combattante" unter der deutschen Bezeichnung Klasse 148 (Tiger-Klasse), ebenfalls mit dem Flugkörper "Exocet" als Hauptbewaffnung.
Modelle und Geräte der Deutschen Marine und der ehemaligen Volksmarine der DDR.
Auch die Geschichte der Schnellbootwaffe in einer weiteren deutsche Marine wird behandelt: die der Volksmarine der DDR.
1959 wurde mit dem Zulauf der ersten Einheiten des sowjetischen Projekts 183 (P-6) die Torpedoschnellbootbrigade als selbständiger Truppenteil der Seestreitkräfte aufgestellt. Drei Jahre später folgte die Raketenschnellbootbrigade, die Boote des Projekts 205 (Osa I) fuhr. Mitte der 1960er Jahre wurde die Halbinsel Bug bei Dranske auf Rügen der neue Stützpunkt für alle Schnellboottypen der Volksmarine.
Eine Spezialität der DDR war die Eigenentwicklung von leichten Torpedoschnellbooten des Projekts 63 (Iltis-Klasse), die ab 1964 mit 30 Einheiten in den Serienbau gingen. Die Boote hatten nur drei Mann Besatzung und erreichten eine Geschwindigkeit von 52 Knoten (ca. 96 km/h). Sie wurden später ergänzt um das Projekt 68 (Hydra-Klasse) und das in der Verdrängung höhere Projekt 131 (Libelle-Klasse), ebenfalls mit je 30 Einheiten gebaut.
Von 1984 bis 1986 erhielt die Volksmarine mit fünf Einheiten des sowjetischen Raketenschnellboot-Projekts 1241 RÄ (Tarantul-Klasse) ihre modernsten und schlagkräftigsten Einheiten. Dieser auch "kleines Raketenschiff" genannte Typ hatte reinen Gasturbinenantrieb, eine Verdrängung von 420 Tonnen und war mit dem Raketensystem P-20 (Styx), einem 76-mm-Geschütz sowie zwei 30-mm-Gatling-Kanonen AK-630 und Fliegerabwehrraketen vom Typ "Strela" zur Nahbereichsabwehr bewaffnet.
Am 2. Oktober 1990 endete dann die Ära der Schnellboote in der Volksmarine mit der Auflösung der Nationalen Volksarmee.
Videos zum Leben an Bord eines Schnellbootes und zum Einsatz der deutschen Schnellboote im Ausland sind eine willkommene Ergänzung zu den Modellen.
Auch bei der Deutschen Marine haben sich mit der Neuausrichtung der Streitkräfte - wie angedeutet - im Bereich der Schnellboote gravierende Änderungen ergeben: Im Juni 2006 wurde die Schnellbootflottille aufgelöst; der einzig verbleibende Schnellbootsverband ist das 7. Schnellbootgeschwader in Warnemünde. Dort sind zurzeit noch acht Schnellboote vom Typ 143 A(lpha) in der Nutzung. Mit dem Erreichen der vollen Einsatzfähigkeit der fünf neuen Korvetten K 130 sollen die Schnellboote Ende 2016 außer Dienst gestellt werden. Damit wäre auch die dann 100jährige Geschichte der Entwicklung, des Baus und des Einsatzes von Schnellbooten in den fünf deutschen Marinen endgültig abgeschlossen.
S Boot vom britischen Typ Vosper, Klasse 153/02, Ex "Strahl", außer Dienst gestellt am 11.01.1967, dann verkauft an die griechische Marine.
S 204, Typ S 100
Kleines Raketenschiff Project 151 Balcum 10
S Boot "Strahl", P 6194, Klasse 153
S Boot Dachs P 6094, Klasse 142
S 10, Typ S 6
Tender Elbe A 511